2022, Prag

Internacionalní Togetherhood

Probe-Performance, Prag-Karlín, 16.10.2022
in Kooperation mit VIPER Gallery und GHMP

Grenzen überwinden
Partizipation
Wunschproduktion

Blanket of Knowledge: Sabine Ott

GHMP/ Prague City Gallery /Art for the City program und TriangulUM project
Kuratorinnen: Marie Foltýnová, Jitka Hlaváčková, in Kooperation mit Jan Trejbal
Production manager: Zuzana Stejskalová
Prag, 2022
Kooperation: VIPER Gallery

"Internacionalní together-hood" wurde von transparadiso auf Einladung von GHMP/ Prague City Gallery im Rahmen des Programms "Kunst für die Stadt" und des Projekts TriangulUM konzipiert, um eine künstlerische Intervention im öffentlichen Raum im zentralen Teil von Prag-Suchdol zu schaffen.

Einerseits sollte die Kommunikation zwischen der Bezirksverwaltung von Prag-Suchdol und den BewohnerInnen mit der ČZU (Tschechische Universität für Biowissenschaften) eröffnet werden, die hier seit siebzig Jahren in gegenseitigem Respekt, aber ohne Austausch in unmittelbarer Nachbarschaft leben. Die Universität basiert auf dem Konzept eines Campus, was bedeutet, dass das an der ČZU produzierte Wissen nicht auf das umliegende Wohngebiet oder das Leben der lokalen Nachbarschaft ausstrahlt. Andererseits sollten Möglichkeiten zur Aktivierung der zwei Plätze, die über die Internacionální-Straße vom Bezirksrathaus zum Eingang der ČZU verbunden sind, behandelt werden.

Transparadiso konzipierte eine „Prozession“, die über die „Decke des Wissens“ als kollektives Objekt TeilnehmerInnen (BewohnerInnen, StudentInnen und MitarbeiterInnen der ČZU) einlud, gemeinsam mentale sowie physische Grenzen zwischen den beiden Plätzen entlang der Internacionální-Straße zu überwinden. Dieser „kollektive Körper“ erfordert ein hohes Maß an Koordination und Kooperation aller TeilnehmerInnnen und tritt damit auch symbolisch Einzelinteressen entgegen.

Abgesehen von der Überwindung von räumlichen Grenzen spricht "Internacionalní together-hood" also auch die ambivalenten Gefühle an, mit denen wir tagtäglich konfrontiert sind, wenn wir zwischen Individualismus/ persönlichem Komfort und Solidarität / kollektiven Interessen und gemeinsamen Aktivitäten wählen müssen.

Am 24.02.2022 begann der Krieg Russlands gegen die Ukraine: Damit veränderten sich grundlegend die Parameter für "Internacionalní together-hood": unsere PartnerInnen ČZU engagierten sich sofort in der Flüchtlingsaufnahme und -betreuung und entwickelten eine intensive Zusammenarbeit mit dem Bezirk Prag-Suchdol. Aufgrund dieser aktuellen politischen Ereignisse wurde "Internacionalní together-hood" verschoben.
Auch wenn es so scheint, als wäre somit ein wesentliches Thema unseres Projekts, nämlich die Verknüpfung der Nachbarschaften, bereits realisiert worden, muss man die Situation doch differenziert betrachten. Neue Abgrenzungen und Ausgrenzungen sind entstanden: Die Differenzierung zwischen den „willkommenen“ Flüchtlingen aus der Ukraine und allen anderen, „unwillkommenen“ AsylwerberInnnen aus anderen Ländern, die oft seit vielen Jahren in einem ungeklärten Status hingehalten werden, hat eine neue soziale Kluft geschaffen.

Derzeit wissen wir noch nicht, wie wir unsere Intervention in Bezug auf die aktuelle Situation in Prag-Suchdol adaptieren können. Die wesentlichen Themen, wie die beiden Plätze als öffentliche Räume für das Zentrum von Suchdol aktiviert werden könnten, sind natürlich in keiner Weise gelöst. Im Gegenteil: Inzwischen hat das Hotel Galaxie, in dem wir unsere Abschlussveranstaltung geplant hatten, geschlossen.

Deshalb haben wir im Oktober 2022 (in Zusammenarbeit mit GHMP/ Prague City Gallery und VIPER Gallery) begonnen, uns mit Prag-Karlín zu befassen. Hier haben wir eine Probe-Performance als Basis für weitere Recherchen und die Realisierung eines Projekts im Jahr 2023 realisiert.

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Vorheriges Projekt:
Wasser, Maske, Nacht