2024, Wien

Superlandschaft

Superlandschaft von Catrin Bolt, Quartier Bienvenue, 1100 Wien
(Realisierung März/ April 2025)

Cultural Spaces

permanentes Kunst-am-Bau-Projekt für das Quartier Bienvenue

Ein Fresko, das eine ungewöhnliche Collage einer Landschaft zeigt, wird auf die weithin sichtbare Wandfläche im öffentlichen Eingangsbereich zum Quartier Bienvenue von der Puchsbaumgasse aufgetragen, in dem auch der Jugendspielbereich verortet ist.
Das Format erinnert an Mosaike und Malereien auf sozialen Wohnbauten der 1950er Jahre. Es zeigt eine Collage von Landschafts- und Naturabbildungen, die auf Verpackungen von Supermarktartikeln abgebildet sind. In starker Vergrößerung und ungewöhnlicher Kombination werden Ausschnitte der Abbildungen als Malerei übertragen. Die Collage stellt ein Panorama einer Landschaft dar, die über unsere Konsumprodukte hinweg zu finden ist und die man in Teilen immer wieder zu Hause hat.

Landschaft dient vielen Produkten als Teaser, sie vermittelt Erholung, Heimat und Identität. Die auf den Verpackungen dargestellten idealen Landschaften stehen im diametralen Gegensatz zu aktuellen Anbaumethoden und Massenproduktion.

Wie aus einem Comic vermittelt das Bild scheinbar eine bunt-fröhliche Szenerie. Über die Collage kommt es zu surreal wirkenden Kombinationen - eine Schafherde steht unter einer Kokospalme, ein Gletscher wird von einem Apfelbaum beschattet und mehrere Sonnen bescheinen die Hänge. Romantisierende, sehnsüchtige Landschaften die auf den Konsumartikeln abgebildet sind, werden in ihrer Zusammenstellung zu einer Supernatur, voll mit eindrucksvollen Sonnenuntergängen, kleinen Dörfern, waldreichen Hängen, Palmenstränden und mächtigen Gletschern. Die idealisierenden Naturdarstellungen wirken in ihrer Masse unheimlich, die utopische Landschaft könnte in ihren Details und unlogischen Kombinationen auch dystopisch gelesen werden.

Die „internationale“ Landschaft wirkt auf den ersten Blick verbindend. Mit der Verwendung von Darstellungen, die aus der Vermarktung von Produkten kommen, wirft das Bild die Frage auf, für wen diese globale Verbundenheit gilt und spricht Produktionslogiken an. Lohngefälle und unterschiedliche rechtliche Regelungen werden genutzt, um Gewinnspannen zu erweitern, wodurch der internationale Aspekt in der Herstellung und Fertigung von Waren einen negativen Beigeschmack erhält.